Probleme bei Wolfspräsenz

Die natürliche Rückkehr der Wölfe in die Schweiz erfolgt in drei Phasen:

In der ersten Phase (ab 1995) wanderten zuerst einzelne junge männliche Tiere vom Süden her in die Schweiz ein. Männliche Tiere wandern meist früher vom elterlichen Rudel ab als ihre weiblichen Geschwister. Auf der Suche nach einer Partnerin und einem geeigneten Territorium mit genügend Nahrung können sie in kurzer Zeit sehr weite Distanzen zurücklegen.

In einer zweiten Phase (ab 2002) wanderten auch vermehrt junge weibliche Wölfe vom Süden her in die Schweiz ein, auf der Suche nach einem Partner, um sich fortzupflanzen und ein eigenes Rudel zu gründen.

In der dritten Phase (ab 2012) beginnt die Rudelbildung mit regelmässiger Reproduktion. Mit aktuell 3 Rudeln befindet sich die Schweiz zurzeit zu Beginn der dritten Phase. (Stand Juni 2017)

Einfach zu jagende Beutetiere

Seit August 2012 ist bekannt, dass im bündnerischen Calandagebiet die erste Schweizer Wolfsfamilie lebt. Seit 2015 lebt ein weiteres Rudel im Valle Morobbia (TI) und seit 2016 ein drittes Rudel in der Augstbordregion (VS). Die meisten Wölfe  in der Schweiz sind jedoch einzeln unterwegs. Einzelne Wölfe bevorzugen, wenn sie die Möglichkeit haben, kleinere und einfach zu jagende Beutetiere, wie es unsere ungeschützten und unbehirteten Nutztiere (Schafe, Ziegen) auf der Alp darstellen. Für einen einzelnen Wolf ist es bedeutend einfacher, weniger anstrengend und weniger gefährlich ein ungeschütztes Schaf zu reissen, als einen grossen, flüchtenden, wehrhaften Hirsch. Gemeinsam Im Rudel können sie aber ihre natürlichen, grösseren und wehrhafteren Beutetiere wie Hirsche, Rehe und Wildschweine jagen und müssen nicht auf die einfache Beute, wie unsere ungeschützten Nutztiere ausweichen.  >>> siehe auch unter Jagd- und Fressverhalten

Mehrfachtötung in Nutztierherden

Ein weiteres Problem ist, dass der Wolf bei einem Angriff auf eine Schafherde meist mehrere Tiere tötet, ohne sie alle zu fressen. Warum ist das so? Das "Jagdprogramm" des Wolfes ist in mehrere "Unterprogramme" gegliedert, wie Suchen, Belauern/Anpirschen, Jagen, Stellen, Töten und Fressen. Offensichtlich wird das "Unterprogramm Fressen" erst aktiviert, nachdem das "Unterprogramm Töten" abgeschlossen ist.  Das "Unterprogramm Töten" wird erst dann beendet, wenn sich die Beute nicht mehr bewegt. Er beisst also solange zu, bis sich das Tier nicht mehr wehrt, es sich also nicht mehr bewegt. Da die Schafe die Eigenheit haben, bei Gefahr zusammenzulaufen (bei den Wildtieren trennt der Wolf das schwächste Tier von der flüchtenden Herde ab) bewegen sich die Schafe neben dem toten Tier weiter, so dass der Wolf nicht aus dieser Endlosschlaufe herauskommt und weitere Tiere tötet. Statt also zum "Unterprogramm Fressen" überzugehen, springt das Verhalten des Wolfes wieder auf "Unterprogramm Töten" und das nächste Schaf wird attackiert. Das geht so lange weiter, bis die noch lebenden Schafe weit genug geflohen, alle Schafe getötet, der Wolf erschöpft ist oder gestört wird. Erst dann gelingt es dem Wolf, aus der "Endlosschleife" auszubrechen und er kann mit Fressen beginnen.

Zurücklassen von Kadaver nur halb gefressener Beutetiere

Irgendwann lässt der Wolf den Kadaver liegen, da er entweder genug gefressen hat, die Beute nicht mitnehmen kann, da sie zu gross ist oder durch etwas gestört wurde. Meist kehrt er dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Beute zurück um weiter zu fressen. In der Zwischenzeit können viele andere Aasfresser von der Beute des Wolfes profitieren.
Bei Nutztierrissen auf Weiden sollte der Kadaver möglichst rasch entfernt, die Weidesituation verändert und der Herdenschutz verstärkt werden, damit der zurückkehrende Wolf keine Beute und keinen Anreiz für weitere Risse mehr findet.

All dies führt unweigerlich zu Problemen mit der betroffenen Bevölkerung. Werden die Herden jedoch durch geeignete Herdenschutzmassnahmen geschützt, sind diese Schafe für den Wolf dann auch keine einfache Beute mehr!

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